Lusonectes sauvagei Plesiosaurier-Schädel, wie er in der Monografie von Henri Émile Sauvage aus den Jahren 1897–1898 mit dem Titel „Vertébrés fossiles du Portugal. Contribution à l’étude des poissons et des reptiles du Jurassique et du Crétaceux. Memórias Commissão do Serviço Geológico de Portugal 1897–1898” (Fossile Wirbeltiere Portugals. Beitrag zur Erforschung der Fische und Reptilien des Jura und der Kreidezeit. Memoiren der Kommission des Geologischen Dienstes Portugals 1897–1898) abgebildet ist. Neben dem Lusonectes-Schädel, der von der Rücken- und Gaumenseite gezeigt wird, ist auf dem historischen Bild ein Wirbel eines fossilen Krokodils zu sehen. Alle Exemplare sind schwarz-weiß auf weißem Hintergrund abgebildet.

Lusonectes sauvagei, ein Plesiosaurier aus dem Unterjura von Portugal

Im Februar 2025 hatte ich die Gelegenheit, das Holotypus-Exemplar von Lusonectes sauvagei (MG 33) in der Sammlung des Museu Geológico in Lissabon (Portugal) zu untersuchen. Die Gattung basiert auf einem schlecht erhaltenen Schädel, der in der Nähe von Alhadas (Figueira da Foz, Distrikt Coimbra) in Portugal gefunden wurde. Das Fossil stammt aus der São Gião-Formation (Toarcium, Unterjura).

Der französische Paläontologe Henri Émile Sauvage (1842-1917) beschrieb den Schädel kurz in seiner Monographie ‘Vertébrés fossiles du Portugal. Contribution à l’étude des poissons et des reptiles du Jurassique et du Crétacique’ (Sauvage 1897–1898). Er verglich das Exemplar mit mehreren Arten, die damals zur Gattung Plesiosaurus gezählt wurden. Die meisten dovn stellen nun eigene Gattungen dar, z.B. Microcleidus (damals Plesiosaurus homalospondylus). Sauvage kam zu dem Schluss, dass der portugiesische Schädel am besten als Plesiosaurus sp. identifiziert werden kann.

Eine detaillierte Beschreibung des Exemplars wurde 2012 von Adam Smith, Ricardo Araújo und Octávio Mateus gegeben. Das Team fand eine Reihe von informativen anatomischen Merkmalen, insbesondere auf der Ventralseite des Schädels, und stelle für MG 33 die Gattung und Art Lusonectes sauvagei auf. Leider ist der Schädel unvollständig und die Dorsalseite ist sehr schlecht erhalten. Die Gaumenseite des Schädels ist jedoch sehr aufschlussreich und ermöglicht es Lusonectes sauvagei von anderen Plesiosauriern zu unterschieden. Insbesondere der hintere Teil des Gaumens weist einige ungewöhnliche Merkmale auf. Smith et al. (2012) haben bei der Identifizierung der anatomischen Merkmale hervorragende Arbeit geleistet. Ihre Publikation, die in Acta Palaeotologica Polonica veröffentlicht wurde, ist frei zugänglich (der Link ist unten angegeben). Bei meiner Untersuchung vor Ort habe ich einige zusätzliche Merkmale entdeckt, die zur Charakterisierung von Lusonectes beitragen können. Ich hoffe, diese bald veröffentlichen zu können.

Portrait von Henri Émile Sauvage
Portrait von Henri Émile Sauvage
Holotyp-Schädel von Lusonectes sauvagei in Dorsalansicht, der das Holotyp-Exemplar dieses Plesiosauriers zeigt, das im Museu Geológico Lisboa in Lissabon, Portugal, aufbewahrt wird und im Unterjura, Toarcium, São Gião-Formation von Alhadas in Portugal gefunden wurde, in schattiertem Licht und auf grauem Hintergrund.
Schädel von Lusonectes sauvagei (MG 33) in Dorsalansicht
Holotyp-Schädel von Lusonectes sauvagei in Ventralansicht, der das Holotyp-Exemplar dieses Plesiosauriers zeigt, das im Museu Geológico Lisboa in Lissabon, Portugal, aufbewahrt wird und im Unterjura, Toarcium, São Gião-Formation von Alhadas in Portugal gefunden wurde, in schattiertem Licht und auf grauem Hintergrund.
Schädel von Lusonectes sauvagei (MG 33) in Ventralansicht

Plesiopharos moelensis - ein zweiter Plesiosaurier aus Portugal

Lusonectes sauvagei war die erste in Portugal entdeckte Plesiosauriergattung. Eine zweite Gattung, Plesiopharos moelensis, wurde von Puértolas-Pascual et al. (2021) beschrieben. Plesiopharos basiert auf einem unvollständigen postkranialen Skelett, das Teile des Achsenskeletts, Rippen sowie Gliedmaßen- und Gürteletelemente umfasst (siehe Abbildung von Puértolas-Pascual et al. 2021). Das Exemplar befindet sich im Museu da Lourinhã in Lourinhã, Portugal. Es wurde in der Nähe von São Pedro de Moel (Leiria) im Westen Portugals entdeckt und stammt aus der São Pedro de Moel Formation (Sinemurium, Unterjura). Plesiopharos moelensis ist somit älter als Lusonectes sauvagei.

Erhaltene Elemente von Plesiopharos
Erhaltene Elemente von Plesiopharos

ZitatePuértolas-Pascual, E., Marx, M., Mateus, O., Saleiro, A., Fernandes, A. E., Marinheiro, J., Tomás, C., & Mateus, S. (2021). A new plesiosaur from the Lower Jurassic of Portugal and the early radiation of Plesiosauroidea. Acta Palaeontologica Polonica, 66: 369-388. 

Sauvage, H.E. (1897–1898). Vertébrés fossiles du Portugal. Contribution à l’étude des poissons et des reptiles du Jurassique et du Crétacique. Memórias Commissão do Serviço Geológico de Portugal 1897–1898: 1-46.
Smith, A. S., Araújo, R., & Mateus, O. (2012). A new plesiosauroids from the Toarcian (Lower Jurassic) of Alhadas, Portugal. Acta Palaeontologica Polonica, 57: 257-266.
InternetquellenPortrait of Henri Émile Sauvage: Public domain. Link | Plesiopharos moelensis image: CC 4.0 licence. LinkDie erneute Untersuchung von Lusonectes sauvagei ist Teil des Förderprojekts Global drivers of plesiosaur evolution during intervals of intense change in Mesozoic marine ecosystems. National Science Centre, Poland, Grant no. 2023/51/B/NZ8/00899 (verliehen an Daniel Madzia, Institut für Paläobiologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften).

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